Ich nehme den angebotenen Platz,
bediene mich noch einmal am Buffet
oder nehme die ausgesprochene Einladung an
– früher sagte man dann: Ich bin so frei!

Freedom

Dankbar, annehmend und ein bisschen mutig. Wenn wir nicht so frei gewesen wären, hätten wir uns hinter höflicher Ablehnung verstecken müssen. Hätten das Angebotene ausgeschlagen, weil es wichtiger gewesen wäre, bescheiden zu sein, oder zumindest so zu tun.
So frei zu sein, dass wir etwas annehmen dürfen und können, war also auch damals schon ein bisschen besonders.
Und heute? Sind wir heute auch noch frei? Oder begnügen wir uns mit dem, was wir denken, was uns zusteht und unser Leben ausmachen sollte.
Bleiben wir eher bei der Sicherheit des Bekannten, um möglichst sicher von anderen akzeptiert zu werden – oder gar geliebt?
Natürlich haben sich unsere Möglichkeiten gerade in unserer westlichen Welt drastisch vergrößert: Wir wählen (in der Regel) selbst unseren Partner, entscheiden wie und wo wir leben wollen, wählen eine Berufsausbildung, die zu uns passt – oder im Lauf der Zeit sogar mehrere. Wir haben Freiheiten, wohin wir fahren, die Grenzen, die uns umgeben haben, sind offen …..
Was für ein Geschenk!

Und über das hinaus möchte ich so frei sein, dass ich eigene Entscheidungen treffen kann, es nicht anderen recht machen muss und dass ich eine wirkliche Wahlmöglichkeit habe.
Ich möchte so frei sein, dass mir klar wird, wo ich das Alte nur wiederhole und nicht wirklich mich selbst lebe – wo ich in meinen bekannten Mustern bleibe und nur denke, dass ich frei bin.
Habe ich wirklich die Entscheidungsmöglichkeit?

I choose to be me

In meinem Verständnis sind wir alle einmal rund und unverletzt in diese Welt gekommen – und das alle in unvollkommene Systeme. Egal ob das aus Mutter und Vater oder nur einem von beiden oder einer anderen Institution bestanden hat: es war immer irgendwie unvollkommen und fragil. Ein System – wie ein Mobile – erinnert ihr euch? – mit Steckelchen und Fädchen und irgendwelchen Figuren dran. Und in diesem Mobile haben wir versucht unseren Platz zu finden. Ganz genau sind wir so hingerückt, dass das ganze Ding nicht kollabiert und haben genau herausgefunden, wie wir uns verhalten müssen, um unser System, unser „Familien-Mobile“, zu stabilisieren.
Dafür mussten wir vielleicht laut und lustig werden, der Star auf der Bühne, der Sonnenschein oder die Fröhliche, die alle aufheitert.
Oder das Gegenteil: wir mussten unsichtbar werden und wir haben uns total zurückgenommen.
Oder wir mussten Mama und Papa retten, weil sie immer gestritten haben, oder weil Alkohol im Spiel war. Vielleicht haben wir gelernt, ständig Leistung zu bringen, um wenigstens anerkannt zu sein, wenn schon nicht bedingungslos geliebt.
Manche haben die Fähigkeit entwickelt, die Bedürfnisse aller andern zu sehen, zu spüren und zu erfüllen, bevor wir an unsere eigenen gedacht haben – wenn überhaupt.
Andere wiederum gehen mit dem inneren Auftrag durchs Leben, es besser zu haben und besser zu machen als die Eltern – und deren Leben zur Vollendung zu bringen und dafür alles zu geben.
Was auch immer wir für einen Platz eingenommen haben, welches Muster auch immer wir gelernt haben: wir können es ganz besonders gut, weil alles was uns so früh im Leben erreicht hat, auch besonders tiefe Spuren hinterlassen hat. Und wir können diese erlernten Verhaltensweisen bis heute.
Jeder von uns.
Und wir zahlen einen Preis. Jedes Muster hat einen Preis, den wir damals selbstverständlich bezahlt haben, weil es ja mit der Stabilität des Systems um unsere Zugehörigkeit und damit unser Überleben ging.

Doch heute geht es nicht mehr um unser Überleben – heute könnten wir neu entscheiden.
Wir sind erwachsen und können abwägen:
Was tue ich da eigentlich immer wieder mit Menschen, die mir besonders nah stehen? Welche Muster wiederhole ich – und was ist der Preis?
Gerade in unseren engsten Beziehungen kommen unsere ältesten Muster zum Tragen – und damit ja der Wunsch, endlich gesehen und geliebt zu sein.
Erwachsen sein heißt für mich, eine Entscheidung treffen zu können: will ich gerade meine gut erlernte Verhaltensweise leben – und zahle ich auch den Preis?
Oder entscheide ich mich für neue Wege, die auch meine Selbstfürsorge, alle meine Stärken und Schwächen oder die Balance in der Beziehung im Blick haben?

Heute geht es nicht mehr um mein Überleben und ich kann durch einen liebevollen Umgang mit mir selbst lernen, in Beziehungen auf Augenhöhe zu sein und Verhaltensweisen lernen, die mich gesunden lassen.

Erst die Wahlmöglichkeit lässt uns frei sein.

Ich bin so frei….

………Und du?

 

Conny Pinnekamp

training. coaching. seminare.

Trainerin und Coach für Gewaltfreie Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung